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Von: Jonas Dirkes
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Nintendo seht für ein fluffig-leichtes Gefühl. Irgendwie spielt sich alles wie von selbst, aber auf eine gute Art und Weise. Es fühlt sich einfach richtig an. Alle mögen Mario, Link und den ganzen Rest der Bande. Alle mögen Nintendo, alle sind zufrieden. Alle haben eine klare Vorstellung davon, wie ein Starfox oder ein Kirbyspiel auszusehen und sich zu steuern hat.
Manchmal bricht Nintendo mit seinen eigenen Regeln. Manchmal entsteht dadurch ein Spiel wie The Wind Waker, das damals für seinen Stil fast schon verachtet und heute gefeiert wird. Manchmal bricht aber selbst Nintendo die falschen Regeln. Bereits bei seiner Ankündigung erhielt Metroid Prime: Federation Force nichts als Spot und Hohn der Community. Das Spiel sehe seelenlos aus, habe nichts mit Metroid Prime zu tun und biedere sich anderen Spielen an, anstatt etwas eigenständiges zu sein. Heute muss man mehr oder minder sagen: Stimmt. Stimmt. Stimmt.
Federation Force: Ich leiste meinen Beitrag!
In erster Linie ist Metroid Prime: Federation Force ein First-Person-Shooter, der sich stark auf einen 4 Spieler Koop-Ansatz stützt. Die Idee ist, dass ihr euch gemeinsam mit drei Freunden in kurze Missionen stürzt, ein paar Spacepirates zeigt wo der Phazon-Hammer hängt und euch dann wieder in eurem Hauptquartier verschanzt um euch aufzurüsten. Aufmerksame Spieler werden an diesem Punkt vermutlich schon ein großes Fragezeichen vor ihren Liedern schweben sehen, denn wie steuert man bitte einen Shooter auf dem nur mit einem Analogstick gesegneten 3DS? Überraschend gut meines Erachtens.
Nintendo bietet hier verschiedene Möglichkeiten: Standardmäßig bewegt man seinen Charakter ausschließlich mit dem Analogstick. Durch filigrane Bewegungen lassen sich so sogar Drehungen durchführen. Mit den Schultertasten lassen sich Gegner ins Visier nehmen und per überraschend gut funktionierender Bewegungssteuerung schaut ihr euch um oder zielt besonders präzise. Leider beißt sich diese Steuerungsvariante durch die viele Bewegung mit dem durchaus gelungenen 3D-Effekt des Spiels. Alternativ könnt ihr aber auch das 3DS Circle Pad oder den C-Stick des New 3DS zur Steuerung der Kamera nutzen.Das eigentliche Spiel wird durch lose miteinander verbundenen Storyschnipseln verbunden, die nintendotypisch wahnsinnig toll lokalisiert sind, aber leider auch schnell mal weggedrückt werden da ihnen einfach an Relevanz fehlt. Solche kleinen Storyelemente werden meist in Form eines Misson-Briefings gesät. Genau, da Misson-Briefings ja bekanntlich die spannendste Art sind eine Geschichte zu erzählen. Wie ein Stock mit einem großen Stück Käse daran wird man hierbei immer wieder mit der Erwähnung einer gewissen Samus Aran geködert um vielleicht doch am Ball zu bleiben, es lohnt sich letztlich aber leider nicht. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ihr nämlich nicht als die bekannte Kopfgeldjägerin unterwegs seid, sondern nur als namenloses Zahnrad in der Federation Force.
Ist die Einführung für die aktuelle Mission überstanden, könnt ihr euch mit diversen Mods aufrüsten, die eure Stärke oder Widerstandsfähigkeit verbessern und in den einzelnen Leveln versteckt sind und auf eure Entdeckung warten. Was zu Beginn noch ziemlich belanglos erscheint, wird in späteren Missionen aber schnell essentiell und so solltet ihr euch gut überlegen welche Mods ihr einpackt. Außerdem müsst ihr euch auch entscheiden welche Zweitwaffen ihr neben eurem normalen Beam auf die Missionen mitnehmen wollt. Auch hier ist eine gewisse Taktik notwendig, da ihr ein Gewichtslimit habt.
Seid ihr auch damit fertig könnt ihr euch endlich auf Alienjagd begeben. Am besten macht ihr das mit drei Freunden. Leider benötigt dafür aber jeder Spieler auch eine Kopie von Metroid Prime: Federation Force was nicht nur schade ist, sondern das Ganze auch zu einer recht kostspieligen Angelegenheit macht. Alternativ könnt ihr online Mitspieler suchen oder als einsamer Wolf losziehen. Die Level sind dabei meist rund 20 Minuten lang und eignen sich gut für Zwischendurch. Zu viel längeren Sessions konnte mich das Spiel allerdings auch nicht verführen. Ich empfand die zwar gut funktionierende Steuerung auf Dauer einfach als zu anstrengend, aber auch das Spiel motiviert durch seinen Aufbau eher zu kürzeren Runden.
Passend dafür fallen die Missionen doch recht abwechslungsreich aus. Oft wird natürlich viel geschossen, aber es gibt auch kleinere Rätsel oder Geschicklichkeitseinlagen zu bestehen. Damit wir uns aber richtig verstehen, es sind wirklich stets kleine Rätselabteile. Das Spiel reicht zu keiner Zeit vollständig an den Charme oder die Finesse eines Metroid Primes heran. Dabei fühlt es sich aber durchgängig so an als wäre ein “richtiges“ Metroid Prime auf dem 3DS mehr als möglich gewesen. Und das frisst sich mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr ins Unterbewusstsein und trübt den Spaß doch enorm.
Namen machen Leute
Ich bin ein exzessiver Kinogänger. Durch die Bank weg schaue ich mir nahezu alles an, was in meinem Kino um die Ecke gezeigt wird und auch nur im geringsten mein Interesse weckt. Meine Freunde würden mich sicherlich als Cineast beschreiben, das mag ich aber nicht so sehr. Dieses Jahr ist die Kinoluft allerdings irgendwie ein wenig dünn geworden für mich: Nahezu jeder Film muss heute scheinbar Bezug zu einer bekannten Marke haben. Seien es Superhelden, Geisterjäger oder mittlerweile auch Videospielverfilmungen. Die großen Filmproduzenten haben Angst ihr Geld mit Original-Ideen unnötig aufs Spiel zu setzen.Das gleiche Schema lässt sich auch auf Videospiele anwenden, was mich unweigerlich die Frage stellen lässt was Metroid Prime: Federation Force eigentlich für ein Spiel wäre ohne seinen großen Namen.
Brechen wir es also auf die Grundlagen herunter, was ist Metroid Prime: Federation Force? Das Spiel ist ein 4 Spieler-Koop-Shooter auf einem Handheld, mit militärischem Sci-Fi-Anstrich und einer Missionsstruktur. Die Story des Spiels ist zu vernachlässigen und ihr spielt einen namenlosen Space-Marine. Hätte so ein Spiel überhaupt Aufmerksamkeit auf dem aktuellen Markt bekommen? Ich sage nein.
Nun steht allerdings nicht irgendjemand hinter dem Spiel und das macht die Lage so verzwickt, man versucht krampfhaft den besonderen Spaß und die Magie in Metroid Prime: Federation Force zu finden, aber vielleicht hat auch Nintendo sich einmal verzaubert. Metroid Prime: Federation Force stellt für mich eine wirklich seltsame Mischung dar, die in seinen besten Momenten seinem großen Vorbild Metroid Prime beinahe gerecht wird, im nächsten Augenblick aber schon wieder wie ein in Eile produziertes Handyspiel auf mich wirkt.Hier fehlt einfach irgendwie die typische Nintendo- Charme den wir alle so lieben.
Pros
Cons
Fazit
Auf dem Papier macht Metroid Prime: Federation Force alles richtig. Die Steuerung funktioniert für einen Shooter auf einem Handheld überraschend gut, die Präsentation sowie Sounduntermalung sind stimmig und die für unterwegs knackig-kurz designten Missionen sind abwechslungsreich. Was dem Spiel allerdings fehlt ist eine Seele die alle Elemente zusammenhält. Es fehlt der Kleister. Metroid Prime: Federation Force fühlt sich wie ein Prototyp Frankensteins an. Alle Körperteile sind vorhanden, der Blitz ist aber nie eingeschlagen. Nintendo-Spiele sind nunmal fluffig-leicht, da kann man ein Gewittert nicht erzwingen.